Beruhigendes Johanniskraut

Verfasst von: Sylvia Haendschke
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Johanniskraut (Hypericum perforatum)  Bild: Sylvia Haendschke
Johanniskraut ist ein gelbblühendes Heilkraut, das für seine antidepressive Wirkung sowohl in der Volksheilkunde als auch in der Schulmedizin bekannt ist. Hildegard von Bingen bezeichnet die hübsche Heilpflanze sogar als Arnika der Nerven. Sie kann jedoch auch die Heilung von Haut-, Magen- und Lebererkrankungen auf sanfte Art und Weise unterstützen.

Früher tanzten die Menschen mit Johanniskrautkränzen geschmückt ums Sonnenwendfeuer, um den längsten Tag des Jahres zu feiern. Sie warfen die Kränze danach über das Hausdach oder ins Feuer. Dieser Brauch sollte vor bösem Zauber sowie vor Dämonen und Hexen schützen. Jäger strichen den Lauf ihrer Gewehre damit ein, um Treffsicherheit zu gewährleisten. Das Kraut mit den herrlich goldgelben Blüten blüht um den 24. Juni (Johanni) herum. Wenn es zu diesem Zeitpunkt gesammelt wird, soll es dem Volksglauben nach eine besonders heilkräftige Wirkung besitzen. In der Wildnis ist es in den letzten Jahren immer seltener zu finden. Es wächst jedoch noch häufig auf Brachflächen oder in lichten Waldstücken.

Der rote Saft der Johanniskrautblütenblätter ist heilkräftig

Hartheu, wie die Pflanze auch genannt wird, kann bis zu einem Meter hoch werden. Der aus ihren gelben Blütenblättern herausgepresste Saft ist rot. Ihm wird eine heilkräftige Wirkung nachgesagt. Aufgrund des roten Blütensaftes wurde Johanniskraut früher auch Blutkraut genannt. Schon seit mehr als 2000 Jahren ist die Pflanze als Heilkraut bekannt und wurde zunächst von Heilkundigen als Mittel zu Behandlung von Hexenschuss, Rheuma, Gicht, Wirbelsäulenbeschwerden sowie zur Behandlung von Wunden eingesetzt. Später wurde es auch bei Stimmungsschwankungen, Angst und nervöser Unruhe verabreicht. Johanniskraut war die Lieblingsheilpflanze von Paracelsus. Auch Hildegard von Bingen mochte sie sehr.

Anwendungs- und Zubereitungsmöglichkeiten

Johanniskraut hat als Tee- und Tinkturzubereitung einen breit gefächerten Wirkungsgrad. Zum Beispiel kann es bei melancholischen Zuständen, Überanstrengung, Depression, Unruhe, entzündlichen und nervösen Erkrankungen sowie Zittern der Gliedmaßen eingesetzt werden. Ebenso soll es hilfreich bei Magen-Darm-Beschwerden und Unterleibskrämpfen, Gelbsucht und andere Lebererkrankungen, Blähungen und nervösem Herzen sein. Besonders in der dunklen Jahreszeit, wenn weniger Serotonin zur Verfügung steht, kann es die Stimmungslage verbessern. Um Tee zuzubereiten, wird klein geschnittenes Kraut vom oberen Drittel der Pflanze mit ¼ Liter kaltem Wasser angesetzt und wenige Minuten ziehen gelassen. Für eine Tinktur werden 2 Teelöffel Kraut mit 100 ml Kornschnaps angesetzt und 10 Tage stehen gelassen. Anschließend abfiltrieren.

Johanniskraut mit Rosen und Frauenmantel (Bild: Sylvia Haendschke)

Vom Johanniskrauttee sollten nicht mehr als 3 Tassen pro Tag getrunken werden. Von der Tinktur reicht 1 Teelöffel nach den Mahlzeiten aus, um die Verdauung zu unterstützen. Bei Ischias, Gicht und anderen rheumatischen Beschwerden kann Johanniskrauttee in Form von Kompressen aufgelegt werden. Bei Gelenksentzündungen, Venenentzündungen oder Gürtelrose werden Ölkompressen verwendet. Das Johanniskrautöl wird aus Olivenöl und zerquetschten Blüten hergestellt und muss mindestens 6 bis 8 Wochen in der Sonne stehen. Tägliches Schütteln nicht vergessen. Nach dem Abseihen muss das Öl kühl aufbewahrt werden. Durch die Verwendung von Johanniskraut wird die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöht. Deshalb ist es ratsam, direkte Sonneneinstrahlung zu meiden. Johanniskraut lässt sich aufgrund seiner leuchtenden Blüten auch wunderschön in Blumensträußen verarbeiten, zum Beispiel mit roten und zartrosa Rosen. Wichtiger Hinweis: Schwangere und Stillende dürfen kein Johanniskraut anwenden.